1,2, oder 3 – wie positionierst du dich?
- Sami Eldaour
- 28. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Nov. 2024
Wenn du ein Kind der 80er Jahre gewesen bist, dann kennst du sicher noch die Kinderspielshow 1,2 oder 3. Bei dieser Rateshow geht es in mehreren Spielrunden darum, sich aus drei möglichen Antworten für die richtige zu entscheiden. Dann rennen die Kinder zu den drei Antwort-feldern und springen ein wenig auf den an- und ableuchtenden Feldern hin- und her.

Kurze Zeit später ruft der Moderator: «Ist es 1, 2 oder 3? Letzte Chance vorbei!». Spätestens jetzt musst man seine endgültige Position auf einem, der drei möglichen Feldern eingenommen haben und dort stehen, wo gemäss seiner Überzeugung die richtige Antwort angezeigt wird.
Schliesslich sagt der Moderator zu den Kindern: «Und ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht».
All diejenigen Kinder, die auf dem richtigen Feld gestanden sind, bekommen zur Belohnung einen Ball. Wer am Schluss die meisten Bälle gesammelt hat, hat gewonnen.
Die soeben beschriebene Szene bei 1, 2 oder 3 erinnert mich sinnbildlich an unsere Situation, in der wir uns als Christen in der heutigen Zeit drin befinden. Früher konnte man in vielen Bereichen und Lebensthemen noch «hin- und herspringen» und war nicht gezwungen, eine klare Position für oder gegen etwas einzunehmen. Doch mittlerweile befindet sich die gesamte Welt in allen Bereichen in dramatischen Umwälzungen. Beispielsweise bei etlichen Gesellschaftsthemen wie: LGBTQ, Gender, Feminismus, political correctness resp. Wokeness, Abtreibung, aktive Sterbehilfe oder dem Dauerbrenner Sex vor der Ehe kann man nicht mehr hin- und herspringen. Wer diese Themen nicht unterstützt und bejaht, ist schnell verschrien oder wird gebrandmarkt. Ebenso auch bei Themen wie Islam. Wer von Islamisierung spricht, ist islamophob. Wer bei der Asylpolitik von Masseneinwanderung statt vom Flüchtlingswesen spricht, wird als rechtspopulistisch angesehen. Wer sich auf die Seite Israels im Kampf gegen den Terrorismus stellt, unterstützt Massenmörder und Kriegsverbrecher.
Viele Menschen, mit denen ich spreche, getrauen sich inzwischen gar nicht mehr, ihre Meinung offen zu sagen, wenn sie nicht dem entspricht, wie sich Medien und Politiker zu den jeweiligen Themen stellen. Zu gross ist inzwischen die Angst vor Ablehnung oder gar beruflichen Konsequenzen am Arbeitsplatz geworden.
Dennoch: Durch die tiefgreifenden und dramatischen Veränderungen in unserer Welt, sind auch Gläubige und Gemeinden gefordert, klare Positionen in mancherlei Bereichen einzunehmen. Denn etliche Themen betreffen auch unseren Glauben, die Bibel und unser Leben als Christ. Wo die Gemeinden und Christen beispielsweise gegenüber Homo-sexualität früher eine ganz klare Position dagegen eingenommen haben, wird auch dieses Thema heute aus christlicher Sicht zunehmend hinter-fragt oder gar gutgeheissen (siehe Methodistische Kirche, die darum aufgespalten hat). Zumeist wird das Thema aber totgeschwiegen oder «umschifft».
Im Vorfeld der Abstimmung «Ehe für alle» wurde von christlichen Dachorganisationen alle möglichen menschlichen, sachlichen und logischen Argumente dagegen ins Feld geführt. Was aber die Bibel dazu zu sagen gehabt hätte, wurde geflissentlich umgangen. Und das, obwohl die Bibel zu diesem Punkt sehr klar und unmissverständlich ist. Aber man will eben keine Leute vergraulen. Man will den Leuten nicht auf die Füsse treten. Vielmehr ist es Absicht, wohlwollend und einladend gegenüber der Gesellschaft zu sein, damit man sie letztendlich ja für den Glauben gewinnen kann.
Was zwar prinzipiell gut gemeint ist, hat jedoch vielfach schon die Grenze zur Sünde überschritten. Man ist bereit, Kompromisse zu machen. Man ist bereit, einseitig zu sein und unbequeme Dinge unter den Teppich zu wischen. Begriffe wie Busse, Hölle oder Gottes Gericht werden in Gottesdiensten vermieden. Oder wann hast du das letzte Mal über eines dieser Themen in einer Predigt gehört - wenn auch nur ganz kurz? Eben.
Unzählige Christen und Gemeinden sind schon lange eingeknickt. Viele Pastoren und Gläubige merken nicht, dass sie durch ihr weltfreundliches Verhalten eigentlich das Gegenteil von dem bewirken, was sie möchten. Sie betreiben letztendlich nichts anderes, als geistliche Prostitution.
In der Bibel, in Kolosser 2,20 (HfA) ruft Paulus die Christen auf: «Wenn ihr nun mit Christus gestorben seid, dann seid ihr auch von den Mächten und Zwängen dieser Welt befreit. Weshalb unterwerft ihr euch dann von neuem ihren Forderungen und lebt so, als wäre diese Welt für euch maßgebend?»
Nachdem die Schweizer Bevölkerung sich deutlich für die «Ehe für alle» entschieden hat, hat ein Pastor aus der Region erzählt, dass ein paar Monate später Homosexuelle in einem Gottesdienst von ihm gewesen sind. Im Anschluss daran haben sie ihn davor gewarnt, nochmals zu erwähnen, dass Homosexualität in den Augen Gottes Sünde ist. Sollte er dies nochmals tun, würden sie ihn anzeigen. Seit der Abstimmung wissen wir: Solch «diskriminierendes Verhalten» kann mit einer Geld-strafe oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden.[1]
Selbst wenn wir unbequeme Wahrheiten wohlüberlegt und in Liebe weitersagen, ist dies heute zu einer echten Herausforderung geworden und wir müssen mit ernsthaften Konsequenzen rechnen.
Explosiv sind mittlerweile auch Aussagen in der Bibel wie der Absolut-heitsanspruch von Jesus. Er selbst sagt über sich in Joh 14,6 (NeÜ): «Ich bin der Weg! Ich bin die Wahrheit und das Leben! Zum Vater kommt man nur durch mich.» Als Reaktion darauf heisst es dann schnell: «Genau wegen solch intoleranten Leuten wie dir gibt es Hass und Religionskriege. Warum lernen wir nicht endlich, friedlich miteinander zu leben und auch andere Ansichten ernst zu nehmen, als dass sich jede Religion ständig über die andere erhebt und meint, die einzig Wahre und Richtige zu sein?!»
Wegschauen oder Kopf in den Sand stecken geht nicht mehr. Als Christen müssen wir für unsere Glaubenswerte und dem, was Gottes Wort in der Bibel sagt, klar Position beziehen, wie bei 1, 2 oder 3.

Wiederrum ist es Jesus, der seinen Nachfolgern in Joh 15, 19-20 sagt: «Wenn ihr zur Welt gehören würdet, würde sie euch als ihre Kinder lieben. Doch ihr gehört nicht zur Welt, denn ich habe euch ja aus der Welt heraus erwählt. Das ist der Grund, warum sie euch hasst. Denkt an das, was ich euch gesagt habe: 'Ein Diener ist nicht größer als sein Herr.' Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie auf mein Wort gehört haben, werden sie auch auf das eure hören.»
Mit meinem islamischen Hintergrund kenne ich diese Worte von Jesus aus eigener Erfahrung nur zu gut. Doch immer mehr stellen sich auch Christen bei uns in der Schweiz und Europa die Frage:
«Wie weit bin ich bereit, mit meinem Glauben zu gehen und dafür einzustehen?»
«Bin ich bereit, Konsequenzen auf mich zu nehmen, die vor ein paar Jahren noch utopisch weit weg waren, als ich sie in der Bibel gelesen habe?»
Wo stehst du diesbezüglich mit deinem Glauben?
Zum Vertiefen: Lies in der Bibel im Kolosserbrief das Kapitel 2,6-3,17


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