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Wie hast du's mit Gemeinde und Gemeinschaft?

  • Sami Eldaour
  • 31. Okt. 2023
  • 6 Min. Lesezeit

Der 29.03.2022 ist bei uns als grosser Tag der Freude in die Geschichte eingegangen. Endlich wurden die Corona-Massnahmen schweizweit aufgehoben. In der Folge konnte das Gemeindeleben wie zu Zeiten vor der Pandemie Schritt um Schritt wieder initiiert werden. Auch wenn die Kirchen keine Limitierungen von den Behörden mehr zu berücksichtigen hatten, war die Gemeindesituation nach Corona nicht mehr dieselbe. Auch eine gewisse Unsicherheit ist geblieben. Vor allem auch deshalb, weil die Medien in regelmässigen Abständen immer wieder mal eine neue Corona-Variante präsentieren.

Eine tragische Folge dieser globalen Krise war, dass einige Menschen ihren Glauben verloren. Die Gründe, welche hierfür angeführt wurden, waren: Geistl. Trockenheit, Hinterfragen von Gott, Isolation und Einsamkeit.


Andere nahmen sich während des Lockdowns bewusst die Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen, indem sie sich fragten: „Wo stehe ich in meinem Glaubensleben eigentlich?“ Auch ihr geistliches Zuhause, die Gemeinde, sowie die Gemeinschaft untereinander wurde hinterfragt und geprüft.


Viele haben die Zeit auch genutzt und ihren Glauben auf die neue Situation hin angepasst. So machten viele Christen von der Möglichkeit des Livestreamings ihrer Gottesdienste oder anderer Anlässe ihrer Gemeinde Gebrauch. Dadurch waren sie weiterhin mit ihrer Gemeinde verbunden, wenn auch nicht physisch vor Ort. Etliche Gläubige nutzten diese Zeit wiederum, um sich anderweitige geistliche Inputs zu Gemüte zu führen.


Dann folgte eine gewisse Ernüchterung. Durch die Aufhebung der Restriktionen vor 1½ Jahren, erlebten die Kirchen, dass etliche Gemeindeglieder resp. Gottesdienstbesucher gar nicht mehr zurück in die Gemeinde gekommen sind (ca. 25-40%). Einige haben sich für eine andere Kirche entschieden. Andere begnügen sich weiterhin mit Livestreaming-Gottesdiensten und anderen geistlichen Inputs oder haben sich einer Internetkirche angeschlossen. Es gibt auch solche Menschen, die nach wie vor in ihrer Heimatgemeinde zuhause sind. Sie leben den Glauben heute jedoch in einem lockereren Rahmen als noch zuvor. So sind sie unverbindlicher geworden und kommen seltener oder nur noch sporadisch in die Gemeinde. Durch Corona ist der Glaube und wie man ihn lebt, flexibler und relativer geworden.


In diesem Zusammenhang kam bei mir dann die Frage auf: Was macht eigentlich eine Gemeinde aus? Und was ist unter Gemeinschaft zu verstehen, wie Gott sie meint? Da dies ein Blog ist, sind meine Überlegungen frei überlegt und keine theologische Abhandlung des Themas.

Beim Nachdenken über diese Fragen, wanderte mein Blick nach draussen. Als ich unsere Kräuterspirale erblickte, wurde sie für mich schlagartig zum Sinnbild für das Thema Gemeinschaft und Gemeinde.

Die Kräuterspirale ist mehr als nur eine Ansammlung von Steinen. Sie wurde durch Planung und Überlegung geschickt vom Gärtner zusammengestellt und gebaut. So bekam jeder Stein den ihm passenden Ort, wo er mit anderen Steinen verbunden, Teil von einem schönen Gesamtwerk geworden ist.

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Auch die Gemeinde ist mehr als nur ein Gebäude, wo sich Gläubige versammeln. Wir finden auch nicht nur an christlichen Feiertagen oder besonderen Anlässen zusammen. „Die Gemeinde Jesu besteht nicht aus blossen Zusammenkünften, sondern sie besteht aus Menschen, die ihr Leben miteinander teilen.“[1] Durch diese Haltung wachsen wir zu dem Tempel zusammen, der wir nach Gottes Bauplan werden sollen.

Die Aussage von Paulus an die Epheser 2,20-22 (NEÜ) ist zeitlos und gilt allen Christen: „Ihr seid auf dem Fundament der Apostel und Propheten aufgebaut, in dem Jesus Christus selbst der Eckstein ist. Durch ihn sind alle Bauteile fest miteinander verbunden, sodass durch ihn, unseren Herrn, ein einzigartiges Heiligtum entsteht. Und weil ihr mit ihm verbunden seid, werdet auch ihr als Bausteine in diese geistliche Wohnstätte (Tempel) Gottes eingefügt.“


Wie der Aufbau der Kräuterspirale, wachsen auch wir als Gottes lebendiger Tempel nicht einfach automatisch zusammen, sondern wir werden von Gott miteinander zusammengefügt und verbunden. „Die Frage, inwieweit unser Leben mit dem Leben anderer Christen verwoben ist, ist ein sicherer Indikator dafür, ob wir beim Bau des Tempels mit von der Partie sind… Die Kirche ist nicht einfach ein Haufen lebendiger Steine, sie besteht vielmehr aus lebendigen Steinen, die jeweils an der richtigen Stelle eingepasst und einzementiert werden.“[2]

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Kein einziger Stein in dieser Kräuterspirale ist unwichtig und sei er auch noch so klein. Auch der kleinste hilft mit, die ganze „Rundmauer“ zu tragen. Beispielsweise mag Stein A einer der grössten und sichtbarsten sein. Doch der deutlich kleinere Stein B oder gar C weiter unten, tragen Stein A. Ohne B und C käme Stein A gar nicht zur Geltung und würde nach oben hin nicht passend abschliessen. Egal wie „gross“ (wichtig) wir in der Gemeinde sind oder nur „klein“ und im Hintergrund präsent: Wir sind alle fest miteinander verbunden und tragen einander, sei dies nun in der Gemeinschaft, der Nachfolge Jesu oder im gegenseitigen Dienst. Wenn ein Stein in dieser Gewürzspirale fehlt, ist sie nicht vollständig. Sie weist im Minimum Löcher auf oder fällt bei Starkregen in sich zusammen (wie z.B. in der Pandemiezeit von Corona). In dieser Situation bekommen dann Fragen wie: „Wie stark ist eigentlich unsere Gemeinschaft in Krisenzeiten?“, plötzlich Relevanz.

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Etwas, was mir während der Pandemiesituation deutlich bewusst geworden ist, war, wie wichtig es für Menschen ist, direkte Gemeinschaft mit anderen zu haben. Erst recht mit solchen, die zur Familie gehören oder eben Teil der geistlichen Familie sind. Viele alte und alleinstehende Menschen (vor allem solche in Altersheimen) haben enorm darunter gelitten, dass sie ihre Familienangehörigen monatelang nicht mehr sehen oder in die Arme schliessen durften.

Gott hat uns als Menschen bewusst so geschaffen, dass wir ihn sowie auch Mitmenschen brauchen. Das Erleben und die Erfüllung dieser grundlegenden Bedürfnisse erleben wir in unserer Beziehung zu Gott als auch in unserer Beziehung untereinander. Echte und verbindende Gemeinschaft ist also ein wesentlicher Punkt in unserem Christsein.

"Jedes Treffen in der Gemeinde sollte eine Erfahrung sein, die uns aufbaut und mit anderen zusammenfügt, so dass wir uns nicht nur als Einzelne weiterentwickeln, sondern auch aufeinander zu wachsen."[3]

Darum lass uns nicht bloss aus einer guten Laune heraus in die Gemeinde und gehen und uns mit anderen treffen, weil wir wieder mal Lust auf Gemeinschaft mit Gleichgesinnten haben.


Stell dir mal vor, du würdest nicht in erster Linie darum in die Gemeinde gehen, damit DU etwas davon hast, sondern du gehst eben auch deshalb, um für andere da zu sein oder ihnen etwas zu geben. Das können kleine Gesten wie eine herzliche Begrüssung oder einem freundlichen Wort zu einer Person sein. Du kannst aber auch einen Schritt weitergehen und dir Zeit nehmen, jemandem zuzuhören und bereit sein, für sein Anliegen zu beten. Erst letzten Sonntag habe ich dies genauso erlebt. Es kann auch ganz praktische Hilfeleistung im Alltag beinhalten. Damit bringt man Herzen zum Schmelzen und wächst durch gelebte Gemeinschaft auch auf diese Weise noch mehr zusammen. Ich würde das nicht erwähnen, wenn ich es nicht immer und immer wieder erlebt habe. Echte Gemeinschaft ist heute in unserer Gesellschaft gesuchter denn je. Unsere Welt ist geprägt von Egoismus und Selbstverwirklichung. Als Christen können wir untereinander und auch gegen aussen einen wirklichen Unterschied machen und Gemeinschaft (oder unser Miteinander) so leben, wie sie Jesus eigentlich gedacht hat.


Durch diese Ausführungen ist es jetzt auch nachvollziehbar, warum ich gegen Internetkirchen und (Livestream-Gottesdienste nach Corona) bin. Es findet weder Gemeinschaft noch Jüngerschaft (gelebte Nachfolge Jesu) statt. Denn beides kommt aus der Praxis und muss miteinander gelebt werden. Kann eine Internetgemeinde biblisch sein? Nein, weil sie das Leben nicht miteinander teilt. Solche Gläubige können auch nicht zusammen unterwegs sein, da nicht alle miteinander verbunden sind, sondern nur mit dem Referenten/Pastor. Alles ist zudem unverbindlich oder kann anonym sein. Ein Klick und man ist weg. Wenn man jedoch in einem Land lebt, wo es Verfolgung aufgrund des Glaubens gibt, sind auf diesem Weg Gottesdienste, Schulung, Seelsorge etc. sehr wohl möglich und oft nur die einzige Möglichkeit.

Livestream-Gottesdienste sind jedoch für diejenigen zu einer gewinnenden Errungenschaft geworden, welche Altersbeschwerden haben, nicht mehr so gehfähig sind oder aus Berufsgründen nicht dabei sein können. Doch für alle anderen, welche Jesus Christus nachfolgen, lege ich Hebräer 10,24-25 ans Herz: „Und lasst uns aufeinander achten und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen. Deshalb ist es wichtig, unsere Zusammenkünfte nicht zu versäumen, wie es sich einige angewöhnt haben. Wir müssen uns doch gegenseitig ermutigen, und das umso mehr, je näher ihr den Tag heranrücken seht, ‹an dem der Herr kommt›.“

Ein paar Fragen zur Reflexion:

  • Bist du Jesus heute ähnlicher geworden als noch vor der Corona-Pandemie? Wenn ja, in welchem Bereich?

  • Wie lebst du jetzt Gemeinschaft unter gläubigen Menschen?

  • Wie siehst du deine Gemeinde und wo stehst du ihr gegenüber?

[1] Rick Joyner: „Botschaft an die glorreiche Gemeinde“, Band 1, S. 98 [2] Rick Joyner: „Botschaft an die glorreiche Gemeinde“, Band 1, S. 98 [3] Rick Joyner: „Botschaft an die glorreiche Gemeinde“, Band 1, S. 99

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